Themenjournal

KI in der Schule

Was wir tun können, damit künstliche Intelligenz beim Lernen hilft und nicht beim Aussortieren

28.01.2025

Für Bildungssysteme markierte die Vorstellung von ChatGPT im November 2022 eine echte Zeitenwende. Welche Änderungen müssen Schulen durch die rasend schnelle Verbreitung von generativer künstlicher Intelligenz bewältigen? Wobei kann KI beim Lehren und Lernen unterstützen und was müssen wir tun, damit dabei nicht noch mehr Bildungsungerechtigkeit produziert wird?  

Mit diesem Themenjournal möchten wir Ihnen einen Einblick geben, wo wir in Deutschland mit KI in der schulischen Bildung momentan stehen. Erfahren Sie, was ein KI-Pilotversuch mit 70 Schulen herausgefunden hat, lernen Sie aktuelle Programme kennen, die erproben, wie sinnvoller KI-Einsatz im Bildungsbereich gelingen kann, hören Sie Expert:innenstimmen und nutzen Sie unsere Materialtipps. Interessant nicht nur für Fachkräfte, versprochen!

„Wir brauchen Transparenz, wir brauchen Offenheit und wir brauchen klare Spielregeln.“

Expertenstimmen

Doris Weßels, Professorin für Wirtschaftsinformatik an der Fachhochschule Kiel, und unser Fachmann für Digitale Bildung, Stefan Schönwetter, sprechen über hidden player, die Grenzen von Handreichungen zu KI und die nächste Welle aus Multi-KI-Agenten.

Vom Nischenthema zum absoluten Megatrend in der schulischen Bildung – wie schätzen Sie die Lage ein:
Ist KI nur Diskurs-Tiger oder auch Praxisbiene?  

Stefan Schönwetter: Ich fand es ganz spannend, was der neuseeländische Pädagoge John Hattie vor Kurzem in einem Vortrag gesagt hat: Damit neue Systeme oder Ansätze im Bildungswesen Fuß fassen können, müssen sie eine gewisse kritische Schwelle übertreten. Ideal wäre es, wenn 25 Prozent der Lehrkräfte oder Schulen diese neuen Technologien nutzen – anschließend zieht es langsam seine Bahnen im System. Die DKJS hat im letzten Jahr eine forsa-Umfrage durchgeführt und Schüler:innen gefragt, ob sie schon KI genutzt haben im Unterricht. Die Umfrage zeigte, dass es einerseits Unterschiede gibt zwischen den verschiedenen Schulformen, wir aber noch nicht bei diesen 25 Prozent sind. Aus meiner Sicht befinden wir uns aktuell noch in der Phase, wo sehr progressiv-experimentierfreudige Lehrkräfte sehr laut sind und haben es noch nicht geschafft, KI als einen natürlichen Sparring-Partner und Lernbuddy ins Fortbildungssystem, in den Unterrichtsalltag und in Schul- und Fachbereichskonferenzen zu integrieren.

Prof. Doris Weßels: Ich kann der Aussage nur zustimmen. Man muss sich auch über die Rolle der Software bewusst werden. Generative KI ist von ganz anderer Qualität als das, was wir im Bereich der Bildungstechnologien bisher als Software kannten. Jetzt ist ein Akteur eingezogen, der sehr eigenständig agieren kann und der kontinuierlich wachsende Fähigkeiten besitzt. Dieser Akteur tritt manchmal sichtbar in Erscheinung, aber er ist auch ein hidden player. Ein Akteur, der sowohl von den Lernenden als auch den Lehrenden nach außen nicht sichtbar gemacht wird. Das ist aus meiner Sicht eine tragische Entwicklung, die wir schnellstmöglich korrigieren müssen.

Wir brauchen Transparenz, wir brauchen Offenheit und wir brauchen klare Spielregeln. Die Lernenden leiden unter dieser Rechtsunsicherheit, unter den wirren Anweisungen. Und sie nehmen auch die Unsicherheit bei den Lehrenden wahr. Was ich nach zwei Jahren ChatGPT immer noch erlebe, ist ein großes Interesse am Thema, aber auch noch ganz viel Qualifizierungsbedarf. Was sich viele nicht bewusst machen, ist dieses unglaubliche Tempo. Ich bin seit 30 Jahren im IT-Bereich tätig, aber noch nie habe ich ein Thema erlebt, was sich so schnell, so dynamisch entwickelt und gleichzeitig so hohe gesellschaftliche Implikationen hat.

Zum vollständigen Gespräch

KI gibt Antworten, produziert aber auch jede Menge Fragen

Was passiert, wenn in kürzester Zeit eine Zukunftstechnologie ihren Weg in den Alltag der Menschen findet? Der leicht zu bedienende Zugriff auf generative künstliche Intelligenz wurde am letzten Novembertag 2022 global und kostenfrei freigeschaltet. Das setzte sofort Fantasie zu neuen Möglichkeiten im Denken, Handeln und Experimentieren frei. Natürlich auch in den Klassen- und Lehrerzimmern. Schüler:innen sind dabei die Pioniere: 74 Prozent nutzen in Deutschland bereits KI-Systeme. Davon 68 Prozent auch mehrmals pro Monat beim Lernen¹.

Das heißt, die Jugendlichen nutzen privat ChatGPT, um Texte zu erstellen und Aufgaben zu beantworten, üben mit Lernapps wie Duolingo oder Bettermarks, nutzen DeepL zum Übersetzen. Darüber hinaus interagieren sie auf den Social-Media-Plattformen oder beim Gaming mit Anwendungen von KI-Algorithmen, was wahrscheinlich den wenigsten bewusst ist.

Das heißt, unabhängig davon, ob Lehrer und Lehrerinnen Systeme der künstlichen Intelligenz in ihrem Unterricht einsetzen oder nicht, die Technologie ist im Raum und wird benutzt. Auch jede zweite Lehrkraft hat KI schon für die Schule genutzt. Doch gerade bei ihnen herrscht große Unsicherheit.² Für Bildungssysteme markiert dieser technologische Shift eine kleine Zeitenwende, denn er hinterfragt ganz grundsätzlich die Bedeutung von Wissen und Wissensvermittlung und – damit verbunden – die Rollen, Lerninhalte und Lernprozesse.

Was ist heute noch relevantes Wissen, wenn die KI-App immer komplexere Fragen detailliert beantwortet und Lösungen für alle Fächer und Fachrichtungen formuliert? Welche Kompetenzen werden jetzt besonders wichtig für Heranwachsende? Wie können Lehrkräfte auf die neue Realität reagieren und welche Qualifizierungen brauchen sie dafür? Wird das Versprechen eingelöst, dass generative KI Lehrkräfte entlastet? Und welche rechtlichen Anforderungen stellt künstliche Intelligenz an Lehrende, Schulleitungen, Schulträger und Kultusministerien?

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„Ich bin nur zwei Jahre in Deutschland und habe mit KI Deutsch gelernt."

Yetunde, 16

Der Pilotversuch mit 70 Schulen aus 15 Bundesländern

 

KI verändert. Aber was? Und wie lässt sich das steuern? Man kann und sollte sich sich von zwei Seiten dem Veränderungsbedarf nähern. Wir haben zuerst in die Praxis geschaut.

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„KI hat das Potenzial, den Unterricht zu verändern. Aber es sind auch gute Planung, Datenschutz und pädagogisches Fingerspitzengefühl notwendig."

Lehrkraft

(aus der Reflexion im KI-Pilotversuch)

Ein klassischer Weg wäre, top-down eine Vision vorgeben und mit Maßnahmen hinterlegen, um unser Bildungssystem einheitlich bis in die konkrete Praxis vor Ort zukunftsfest zu verändern. Dass dabei KI eine wichtige Rolle spielt, wird niemand bezweifeln. Dafür müsste aber das Notwendige an Wissen, Willen und Verantwortung in allen Steuerungsebenen unseres föderalen Systems bereits vorhanden sein. Nicht zu vergessen: Eine Vision von zeitgemäßer Bildung sollte in erster Linie von Schüler:innen und ihrer Zukunft aus gedacht werden, nicht von den Interessen anderer.

Ja, wir brauchen klare Ziele, Maßnahmen, Regelwerke aus der Steuerungsebene von Verwaltungen und Politik. Aber darauf zu warten, ist keine Option, so rasend schnell wie die technologische Entwicklung voranschreitet. ChatGPT z.B. entwickelt sich in den sprachlichen Fächern gerade zu einem ganz normalen Hilfsmittel, das der Taschenrechner in den naturwissenschaftlichen Fächern schon lange ist.

„Es ist unglaublich wichtig, dass die Bildungspraxis nicht die Füße still hält, bis diese Abstimmungsprozesse durch sind“, findet DKJS-Expertin Katja Zöller. „Im Gegenteil – es muss Normalität werden, dass Schulen Neues erproben, das Gelernte im Kollegium teilen, gemeinsam weiterlernen und gute Praxis zum Abgucken für andere schaffen. Dafür braucht es an den staatlichen Bildungsorten Spielräume, Bereitschaft zu lebenslangem Lernen, Fehlertoleranz, Transparenz. Im Kollegium, aber auch gegenüber den Schüler:innen und ihren Eltern. Also eine Kultur des Teilens und Wissensmanagements im Schulteam. 

Deshalb ist ein zweiter Weg notwendig, induktiv, also bottom-up in der Schulpraxis zu erproben, wie die neue Technologie das Handeln herausfordert und verändert. Es liegt nahe, dafür mit Lehrkräften zusammenzuarbeiten, die mit ihren Klassen KI-Anwendungen im Alltag ausprobieren. 

Diesen Weg ist die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung im Sommer 2023 gemeinsam mit 70 Schulen aus 15 Bundesländern gegangen: Zusammen mit dem Anbieter schulKI und dem Georg-Eckert-Institut für Bildungsmedienforschung (GEI) haben wir im Juni 2023 den Pilotversuch KI im Klassenzimmer gestartet. Vier Monate lang konnten Lehrer:innen und Schüler:innen Lizenzen der Software nutzen und ausprobieren. Ziel des Pilotversuchs war es in erster Linie, Lehrkräften ein flexibles und möglichst freies Ausprobieren und Experimentieren mit KI zu ermöglichen. Die Lehrer und Lehrerinnen fragten sich zum Beispiel:  Wo kann textgenerierende KI sinnvoll im Unterricht eingesetzt werden und wo gibt es eher keinen Mehrwert? Wie können Schüler:innen für die Grenzen von KI sensibilisiert werden? Welche Einsatzmöglichkeiten gibt es in der Schul- und Unterrichtsentwicklung? 

In Reflexionen und einer Dokumentation lieferten sie anschließend individuelle Einblicke in mit schulKI umgesetzte Unterrichtsszenarien, in Aufgabenstellungen oder andere Einsatzbereiche in der Schule. Darüber führte das GEI Abschlussinterviews durch. Dies alles bildete die Basis für erste Erkenntnisse zu KI in der Schule. 

Umfangreiche Auswertungen des Pilotversuchs sind bereits publiziert unter: Pettera, Rastgar & Schönwetter, 2024. Die Webseite des Programms bildung.digital führt weitere Ergebnisse aus dem Pilot auf.

Die Lehrkräfte beobachteten³:

 

  • Die Schüler:innen nutzen KI als individuelle Lernhilfe.
  • Sie fühlen sich durch KI-Einsatz stärker motiviert und in ihrer Selbstständigkeit gefordert.
  • Viele wünschen sich eine langfristige Nutzung.
  • KI-Nutzung verlangt ein hohes Bildungsniveau.
  • Kritische Auseinandersetzung ist erforderlich 

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Sogar in der Grundschule probierte eine Lehrerin schulki aus

“Der Einsatz im Mathematikunterricht der Klasse 1 war eine spannende und lehrreiche Erfahrung. Statt die Kinder direkt an Tablets arbeiten zu lassen, habe ich schulki über den Beamer gezeigt. Der Moment, in dem ich schulki über den Beamer präsentierte und nach einer Textaufgabe für Klasse 1 fragte, war aufregend. Die Kinder waren neugierig und aufmerksam, da sie noch nie zuvor auf diese Weise mit KI in Berührung gekommen waren. Die sonst sehr unbeliebten Textaufgaben wurden plötzlilch interessant. Nun konnten die Kinder sich Themen wünschen, zu denen schulki ihnen eine Textaufgabe stellte und wir sie gemeinsam im Heft beantworteten.

Die Begeisterung war immens und die Kinder wurden nicht müde, sich neue Themen zu wünschen.  Einziger Wehrmutstropfen war, dass die Kinder aufgrund der Schrift, die für Leseanfänger nicht geeignet ist, auf mich als Vorleserin zurückgreifen mussten. Gerne hätte ich diese Aufgabenstellung in ihre Hände gegeben.” (Grundschullehrerin im Pilotversuch aus Baden-Württemberg) 

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Key-Ergebnisse

  • So einfach zugänglich die Technologie jetzt ist, hat sie im professionellen Kontext ihre Tücken. Wenn beispielsweise vorbereitete Lerneinheiten für Schüler:innen nicht aufgehen, weil die Antworten der generativen KI falsch sind, zu umfangreich oder zu kurz, führen sie nicht zum geplanten Lernziel. Und das erzeugt schnell eine Überforderungssituation bei den Schüler:innen.   

  • Inhalte mithilfe von generativer KI zu erarbeiten, ermöglicht ganz gezielte Angebote für einzelne Schüler:innen zu erstellen. Aufgaben und Antworten der Lernsysteme können innerhalb von Minuten auf die Heterogenität im Klassenzimmer abgestimmt werden.

    Aber das heißt nicht, dass der Lehrer seine Schüler nun damit allein lassen kann und seine Aufgabe beendet ist Es braucht stets eine Rückkopplung dessen, was im Chatfenstern geschehen ist. Scaffolding, also der systematische Aufbau von Wissensstrukturen durch gezielte Lernszenarien, Fragetechniken und Begleitung, muss mehr Einzug in die Lehrpraxis halten. So macht es z.B. Sinn, sich nach einer KI-Einheit von Schüler:innen berichten zu lassen, was sie gelernt haben. Oder die Klasse erhält KI generierte Inhalte und muss sie in Arbeitsgruppen auf Richtigkeit überprüfen/bewerten 

  • Nicht alles muss neu erfunden werden. Viele pädagogische und didaktische Konzepte für zukunftsfähige Bildung sind vorhanden und könnten sich mittels generativer künstlicher Intelligenz voll entfalten. Eines ist das Deeper Learning Modell⁴.

    Anschlussfähig an die viel beschriebenen 4K⁵ zeitgemäßer Bildung beschreibt es ein interdisziplinäres Lernsetting, das neben dem Wissensaufbau auf eine ko-konstruktive und ko-kreative Problemlösung zielt. Dieser Ansatz passt genau zu Lernformaten mit oder über KI. 

     

  • Der Pilotversuch zeigt Bereiche der Lehrkräftequalifizierung auf, die für eine KI-Implementierung nötig sind: 

    • die Befähigung, KI-Systeme selbst gestalten zu können (technologische Kompetenzen), 
    • Datengrundlagen kennen und zielgerichtet nutzen zu können (digitale Schlüsselkompetenzen), 
    • Resilienz, interkulturelle Kommunikation und Medienkompetenzen (klassische Kompetenzen sowie Kenntnisse zu Kritik und Kommunikation der transformativen Prozesse, zu denen KI führt),  
    • Veränderungskompetenz (transformative Kompetenz) zur Gestaltung des Wandels von Unterrichts- und Schulkultur, die durch die KI-Nutzung ausgelöst wird.

    Schulinterne KI-Richtlinien können einen Rahmen bilden, der beschreibt, was die an der Schule verfolgte Vision ist, auf die KI-Systeme hinarbeiten, und praktische Empfehlungen geben, wie KI-Systeme einzusetzen sind. Die Grundlage dafür muss ein technisches Verständnis von (generativen) KI-Systemen sein, das es Lehrkräften ermöglicht, die Systeme zu kritisieren. Nur wenn ein System kritisierbar ist, kann es überhaupt erst Teil der pädagogischen und didaktischen Debatte werden.

     

Achtung, Digital Divide wird größer!

 

Klar ist: Wie jede Technologie produziert generative künstliche Intelligenz Chancen ebenso wie Herausforderungen. Das deutsche Bildungssystem, notorisch chancenungerecht, ist besonders anfällig für die Verstärkung von Ungleichheiten. Gerade weil die Nutzung derzeitig vor allem über private Infrastrukturen erfolgt, drohen diejenigen, die weniger Zugänge und Kompetenzen zur Nutzung neuer Technologien haben, noch weiter abgehängt zu werden. Mehr als 40 Prozent der Achtklässler:innen in Deutschland verfügen nur über sehr geringe Fähigkeiten im kompetenten und reflektierten Umgang mit digitalen Medien und Informationen erreichen und maximal die Kompetenzstufe II. Dieser Anteil ist signifikant größer geworden als fünf bzw. zehn Jahre zuvor, stellt die ICILS-Studie⁶ fest. Der „Digital Divide“, die digitale Kluft, geht mit KI quasi ins next level und bedroht die Bildungschancen von Millionen Schüler:innen .  

Das ist einer der Gründe, warum die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung das Thema KI früh aufgegriffen hat. Ein anderer liegt im Potenzial der künstlichen Intelligenz, unsere Gesellschaft und auch demokratische Prozesse zu beeinflussen. Ein basales Verständnis der Fähigkeiten und Funktionsweise von Algorithmen, Social-Media-Plattformen und von Hardware wird immer wichtiger, um mediale Inhalte realistisch einschätzen und bewerten zu können.

„Es ist notwendig, Chancen von KI zu erkennen und zu nutzen, aber genauso Herausforderungen und daraus entstehende Anforderungen an Kompetenzerwerb zu formulieren. Bei allem Transformationsdruck, der auf dem System Schule lastet – unsere erste Frage lautet: Was ist gut für Kinder und Jugendliche und was stärkt sie für die Zukunft?“ betont Julia Puchta, Expertin für Zukunftskompetenzen.

Professorin Birgit Eickelmann, die zu Schul- und Unterrichtsentwicklung in der Digitalität forscht, stellt fest:  „Entscheidend wird es nun für die Steuerung schulischer Bildung sein, Zielperspektiven und eine zukunftsorientierte Vision schulischer Bildung in einer von Digitalität und Dynamik geprägten Welt zu entwickeln. Dabei wird es notwendig sein, schulische Bildung von den Schüler:innen aus sowie von der Zukunft her zu denken. Hierbei sind die Rolle und Relevanz digitaler Kompetenzen wirksamer als bisher zu stärken und entsprechende Konzepte auf allen Ebenen des Systems zu entwickeln.“  

„Unsere erste Frage lautet auch beim Thema KI: Was ist gut für die Kinder und Jugendlichen und stärkt sie für die Zukunft?“

Julia Puchta

Expertin für Zukunftskompetenzen

Wir haben uns gefragt, was man konkret gegen diesen Digital Devide tun kann. Die ICILS-Studienergebnissen zeigen, dass computerbezogene Kompetenzen von Achtklässler:innen in Deutschland sinken. Der Kompetenzverlust ist besonders hoch, wenn ihr Elternhaus wenig kulturelles Kapital besitzt (57 Punkte weniger) oder wenn sie Deutsch nicht als erste Sprache gelernt haben (58 Punkte weniger). Hier braucht es konkrete und niedrigschwellige Angebote, um grundlegende computerbezogene Kompetenzen zu fördern. Erst wenn diese Kompetenzen ausreichend trainiert sind, ist ein produktiver und zielführender Einsatz von generativer künstlicher Intelligenz möglich.⁷

Im Programm Skills & Go der DKJS tun wir genau das! Es unterstützt junge Menschen im Alter zwischen 13 und 17 Jahren, den Übergang in die Berufsausbildung zu schaffen. In Feriencamps geht es um die Ausbildung von Zukunftskompetenzen, auch Coding und Robotik sind dabei.

Aktuelle Projekte zu KI in der Schule

 

Wie kann KI sinnvoll in der Praxis in Bildungsprozesse eingebunden werden? Wir möchten Ihnen einige unserer aktuellen Programme und Angebote dazu vorstellen:

zukunft.digital – Booster für Schulen durch Studierenden-Tandems

zukunft.digital ist ein Angebot unseres Programms bildung.digital. Es bringt Lehramts- und Informatikstudierende zusammen, um Schulen bei der Umsetzung von Digitalisierungs- und Informatikprojekten zu unterstützen. Seit 2024 pilotiert das Angebot in Hamburg, bietet Schulen Impulse zu Digitalisierung und konzentriert sich auf KI im Unterricht und Schulalltag. Jede teilnehmende Schule wird mit einem Studierendentandem aus einem Informatik- und einem Lehramtsstudiengang gematcht.

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Feriencamps Skills & Go! für Schüler:innen

Mit dem neuen Programm Skills & Go! – Digitale Power für deine Zukunft begleiten wir Jugendliche beim kritischen Übergang zwischen Schule und Ausbildung. Skills-Camps und persönliche Nachbegleitung erleichtern den Einstieg in die Berufswelt und wirken dem Digital Divide entgegen.

Als Angebot zur Förderung der Zukunfts- und Digitalkompetenzen sowie der persönlichen Entwicklung unterstützen wir Schüler:innen dabei, ihre persönlichen Stärken und digitalen Skills auszubauen.

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Mikrofortbildungen für Lehrkräfte

Mikrofortbildungen machen Schulkollegien stark und helfen ihnen, aus sich heraus schulinternen Wissentransfer zu organisieren, ressourcenschonend und genau bedarfsorientiert. Wie eine interne Fortbildungsstrategie in Form von kontinuierlichen Mikrofortbildungen etabliert, ausgebaut und verstetigt werden kann, ist in unserem Podcast „Praxisspicker“ zu hören.

Jetzt reinhören
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Bildung auf Reisen – Impulse für Morgen

Der Anteil der Jugendlichen, die über sehr geringe Fähigkeiten im kompetenten Umgang mit digitalen Medien verfügen, ist in den vergangenen fünf Jahren um 10 Prozent gestiegen. Was muss verändert werden, um die Lage zu verbessern? Mit dieser Leitfrage im Gepäck lädt die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung Fachkräfte der Bildungssteuerung auf eine Reise nach Tschechien ein. Tschechische Schüler:innen haben im internationalen Vergleich beim Test zur Computer- und Informationskompetenz (ICILS) das beste Ergebnis unter den EU-Staaten erzielt. Ein Blick über die Grenze lohnt sich also.

Unsere Empfehlungen an die Bildungspolitik

 

Künstliche Intelligenz ist als Thema nicht vom Himmel gefallen. Schon lange forschen deutsche Universitäten zum Einsatz von KI in der Schule. Die Ausgereiftheit von generativer künstlicher Intelligenz, wie sie im November 2022 auf den Markt kam, hat dennoch überrascht. Schnell haben daher fast alle Kultusministerien Handreichungen für Lehrkräfte herausgegeben.

Systeme unterschiedlicher Anbieter wurden vorgestellt, Lehrkräfte zum Erproben aufgefordert und im Oktober 2024 beschloss die Kultusministerkonferenz (KMK) eine Handlungsempfehlung für die Bildungsverwaltung zum Umgang mit künstlicher Intelligenz. „Mit dem Einzug von KI-Anwendungen in schulische Bildungsprozesse wird die Forderung nach einer zeitgemäßen Aufgaben- und Prüfungskultur bestätigt und um Leistungsüberprüfungsformate erweitert, die die Kompetenzen zur Durchdringung und Gestaltung einer digitalisierten Alltags- und Berufswelt fokussieren“⁸, heißt es dort. Die Handlungsempfehlung ist eine erste verbindliche Orientierung. Aber es gibt noch Lücken. So ist etwa der Abschnitt zur Regulierung von KI noch relativ vage. Dabei war auch im Pilotversuch dies das Thema, das Lehrkräften am meisten Sorge bereitet: Wie kann KI rechtskonform genutzt werden? 

 

Die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung hat daher Vorschläge erstellt, wie eine Orientierung im dichten KI-Nebel gelingen kann.  

  • Mit dem DigitalPakt Bildung haben Bund und Bundesländer Grundlagen gelegt, um gemeinsam das deutsche Bildungssystem zu digitalisieren. Der DigitalPakt 2.0 bietet jetzt die Chance, den Pakt im Sinne eines Collective Impacts umzugestalten und mehr Stakeholder einzubinden.

    Aber noch immer sind es vor allem zivilgesellschaftliche Akteure, die Benchmark-Projekte und -Angebote im Bereich der künstlichen Intelligenz umsetzen. Und in manchen Bundesländern sind Landeslizenzen für KI-Systeme Ende 2024 sogar schon wieder ausgelaufen.

    Wenn wir verhindern wollen, dass in staatlichen Ämtern Arbeitsgruppen aus monoprofessionellen Mitgliedern Bildungssoftware der Vergangenheit programmieren, müssen Staat und Zivilgesellschaft jetzt ihre Kräfte im DigitalPakt Bildung bündeln und sich dafür in einer arbeitsfähigen Struktur wie einem Collectiv-Impact-Team zusammenfinden.

    In einem solchen Team könnten nicht nur Vertreter:innen verschiedener Sektoren, sondern auch direkt Betroffene und Beteiligte eingebunden werden, um KI-Weichen für die Zukunft sinnvoll zu stellen.

  • Generative künstliche Intelligenz . Sie ist aber nur das Vorspiel zu weiteren und anderen Anwendungen künstlicher Intelligenz⁹. Es braucht eine gemeinsame Vision zur Implementierung von KI in der Bildung. Die Mitglieder eines DigitalPakt-Collective-Impact-Teams könnten diese Vision zusammen entwickeln.

    Sie könnten auch die Frage klären, in welchem Maße bestimmte KI-Systeme und deren Datengrundlagen entscheidende und weitreichende Auswirkungen auf das Leben junger Menschen haben.

    Eine Diskussion zwischen Sorgeberechtigten, Schüler:innen, Lehrkräften, Schulaufsichten, Schulträgern und Fachkräften der Bildungssteuerung, sowie den EdTech-Anbieter:innen würde helfen, sich auf eine Strategie zu einigen, gemeinsame Standards zu entwickeln, Gefahrenanalysen zu betreiben und Qualitätsfaktoren zu identifizieren.

    ¹⁰ Vergleiche Gespräch oben mit Professorin Doris Weßels und Stefan Schönwetter unter „Was kommt nach KI?“

  • Das Whitepaper „Handlungsempfehlungen zum Einsatz künstlicher Intelligenz im schulischen Kontext “ , entstanden in Zusammenarbeit von Deutscher Kinder- und Jugendstiftung und Karney, identifiziert Erfolgsfaktoren zur Implementierung von KI im Bildungswesen.

    Kernpunkt: Eine klare Steuerung mit klaren Verantwortungsbereichen und Mandaten, die KI mit dem Ziel implementiert, menschliche Autorität in Bildungsprozesse nicht zu untergraben, sondern sie viel mehr zu befördern.

    Wichtig: KI-Systeme dürfen nur eingeführt werden, wenn sie erwiesenermaßen zur Chancengleichheit beitragen. Eine Gruppe, die als Collecive Impact Verantwortung für KI in der schulischen Bildung übernimmt, kann nach einer Erarbeitung einer gemeinsamen Bildungsvision auf Grund ihrer Multiperspektivität und mit ihrem breiten Wissensfundus gute Governance-Strukturen und Technologien implementieren. Parallel sollten zügig moderne, wirksame Fortbildungsstrukturen für Lehrkräfte erstellt werden. Mehr erfahren

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