Menschen und Geschichten

"Bildung endet nicht am Schultor"

In Hamburg wird Bildung vernetzt angegangen. Maren Riepe, Projektmanagerin im Projekt "heimspiel.Für Bildung" weiß, welche Vorteile das für die Kinder und Jugendlichen vor Ort hat.

© Christian Demarco/DKJS

Maren Riepe (Joachim Herz Stiftung) und Britta Walkenhorst (Bezirksamt Hamburg) bringen Verwaltung und Stiftungen zusammen.

Sie arbeiten in Hamburg Neuwiedenthal an ganz unterschiedlichen Stellen mit Bildungsakteuren zusammen. Wie finden Sie Ihre Themen?

Die Themen, zu denen wir arbeiten, legen wir in Abstimmung mit den Einrichtungen vor Ort fest. Eines davon sind die Bildungsübergänge. Um einen guten Start in die Schule  zu ermöglichen, haben wir angefangen, so genannte Kooperations-Datings zu organisieren.

Im Vorfeld haben wir immer wieder gehört, dass der Übergang in die Grundschule nicht für alle Kinder gut funktioniert. Eine Schulleiterin berichtete uns, in jedem Jahrgang gäbe es mindestens eine Klasse, die im Laufe des ersten Schuljahres „explodiert“. In der es einfach nicht klappt, weil es Konflikte zwischen sehr impulsiven Kindern gibt,  weil „die Falschen“ in einer Klasse zusammengefasst und unterstützende Sonderpädagogen nicht an der richtige Stelle eingesetzt werden.

Gemeinsam mit der bezirklichen Bildungskoordinatorin haben wir dann Austauschtreffen  organisiert. Grundschullehrerinnen und -lehrer treffen sich mit Erzieherinnen und Erziehern der umliegenden Kitas und tauschen sich vor der Einteilung der ersten Klassen über die Kinder, ihre Kompetenzen und Unterstützungsbedarfe aus. So wissen alle, wo es Probleme geben könnte und auf was man bei jedem einzelnen Kind achten muss. Und nach der Einschulung haben wir dann tatsächlich positive Rückmeldungen erhalten. Das Veranstaltungsmodell werden wir wohl beibehalten.

heimspiel unterstützt aber auch kleinere Projekte finanziell.

Genau. Im Projekt haben wir verschiedene Fördertöpfe für lokale Initiativen. Zum Beispiel für Kooperationsprojekte zwischen Schulen und außerschulischen Angeboten. Ein Kochprojekt, bei dem die Schulkinder am Nachmittag gemeinsam im Stadtteilhaus kochen und essen, oder Prüfungsvorbereitung an außerschulischen Orten.

Initiativen, die aus unserer Sicht besonders sinnvoll für den Stadtteil sind, unterstützen  wir finanziell und beratend als so genannte Paten. Wie die Nachbarschaftsmütter in Hohenhorst  und Neuwiedenthal. Die Nachbarschaftsmütter sind Frauen unterschiedlicher Herkunftsländer. Sie wurden zu Themen rundum Erziehung, Bildung und Gesundheit geschult und informieren und begleiten Familien in ihrer Muttersprache. Und die Hilfe kommt an! In weniger als einem Jahr erreichten die Nachbarschaftsmütter in Hohenhorst über 200 Familien. Sie begleiteten zu Ärzten und Behörden und informierten Eltern über die zahlreichen Angebote im Stadtteil.

Sie fördern also vor allem Kooperationen im Stadtteil?

Ja. Uns ist selbstverständlich bewusst, dass Bildung nicht am Schultor aufhört. Bildungsmanagement muss deswegen zunehmend vernetzt gedacht und umgesetzt werden. Angesichts der jeweiligen pädagogischen Ansätze, unterschiedlicher behördlicher Vorgaben und Planungsrhythmen ist das nicht immer ganz einfach. Auch wenn alle Beteiligten guten Willens sind, braucht es koordinierende Stellen, die die Abstimmung der vielfältigen Akteure organisieren.

Sie sind auch aktiv bei den Regionalen Bildungskonferenzen in Hamburg dabei.  Was bringt Ihnen die Einbindung dort?

Die Bildungskonferenzen sind Rückenwind für unser Projekt. Sie ermöglichen es, alle am Bildungsprozess Beteiligten in regelmäßigen Abständen zusammenzubringen. Aktuell veranstalten wir in Hausbruch/Neuwiedenthal alle sechs Monate eine Bildungskonferenz. Dadurch ersparen wir den Bildungseinrichtungen vor Ort zusätzliche Termine sowie inhaltliche Dopplungen und erhalten durch die gute Abstimmung mit der bezirklichen RBK-Steuerungsgruppe wichtige Informationen über Veränderungen und Initiativen in der Hamburger Bildungslandschaft.

heimspiel hat eine ungewöhnlich lange Projektlaufzeit von 10 Jahren. Was haben Sie sich für diese Zeit vorgenommen? 

Die lange Projektlaufzeit ist eine zentrale Rahmenbedingung für heimspiel. Es geht uns ja um eine andere, eine neue Abstimmungs- und Kooperationskultur. Diese Veränderungen brauchen Zeit. Im Bildungsbereich wird leider viel zu oft von einer Legislaturperiode zur nächsten gedacht, was vielen Engagierten zu schaffen macht. Eben diesen Engagierten möchten wir ein verlässlicher, also langfristiger, Partner vor Ort sein. Wir möchten Strukturen aufbauen, die auch nach zehn Jahren noch dabei helfen, auf aktuelle Herausforderungen zu reagieren und aufeinander abgestimmte Bildungsangebote zu entwickeln.

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