Heute wurde die SINUS-Jugendstudie 2024 veröffentlicht. Seit 2008 untersucht sie alle vier Jahre die Lebenswelten von 14- bis 17-jährigen Teenagern in Deutschland. Mit der diesjährigen Untersuchung zeigt sich: Die Jugendlichen sind problembewusst und besorgt, haben aber trotzdem ihren Zukunftsoptimismus nicht verloren.

 

Themen vom „Takeover Bellevue“ in SINUS-Studie

 

Auch die DKJS hat Themen eingebracht. 2021 hat sie beim „Takeover Bellevue“ drei Themen mitgenommen, die Jugendlichen auf dem Herzen liegen: Schule ist kein diskriminierungsfreier Ort. Schüler:innen können ihr Leben dort nicht mitgestalten. Digitalisierung ist in Schulen bisher unzureichend angekommen.​ Um die Themen zu quantifizieren und differenzierter zu betrachten, wurden sie in der SINUS-Jugendstudie 2024 in 72 qualitativen Interviews besprochen.

 

Ernüchterndes Bild von Schule

 

Die Ergebnisse zeichnen ein teilweise ernüchterndes Bild vom Lernort Schule. So fühlen sich nur die Hälfte der Jugendlichen in der Schule wohl. Sie berichten beispielsweise von kaum vorhandenen Möglichkeiten zur Teilhabe, überforderten Lehrkräften oder Diskriminierung.

Zwei Drittel der Schüler:innen berichten in den Interviews von Diskriminierungserfahrungen in der Schule, während außerhalb nur zwei von zehn Ähnliches erleben. Hilfe suchen sich die Jugendlichen selten innerhalb der Schule, stattdessen dienen Freund:innen und Familie als Rettungsanker, obwohl die Unterstützungsangebote der Schulen durchaus als hilfreich bewertet werden.

Für viele Herausforderungen und Probleme scheint Schwänzen für die Jugendlichen eine weitverbreitete Antwort zu sein. Die Gründe bleiben oft im Dunkeln, bewegen sich bei genauerer Nachfrage aber zwischen strategischem Schwänzen, um effizienter zu lernen, und Fernbleiben aus psychosozialen Gründen, z. B. Mobbing.

 

Schüler:innen fühlen sich machtlos

 

Die Mehrheit der Jugendlichen befürwortet das Wahlrecht ab 16 Jahren, auch weil politische Entscheidungen meist langfristige Auswirkungen haben und sie damit länger betreffen. Doch bereits in der Schule fühlen sich Schüler:innen nicht ernst genommen und bekommen wenig Mitspracherecht zugesprochen. Dabei legt eine Schulkultur, in der alle mitmachen dürfen, den Grundstein für aufgeklärte und engagierte Bürger:innen, die die Demokratie verstehen und aktiv mitgestalten.

 

Ungleiche Chancen und Diskriminierung tief verwurzelt im Bildungssystem

 

Zwei von drei Jugendlichen sind der Ansicht, dass es in Deutschland keine gleichen Bildungschancen gibt. Dennoch haben vor allem die von der Ungleichheit Betroffenen die Vorstellung verinnerlicht, dass allein individuelle Leistung über ihren Bildungserfolg entscheidet.

Ebenfalls zwei Drittel der Schüler:innen berichten von Diskriminierungserfahrungen in der Schule (während außerhalb nur zwei von zehn Ähnliches erleben). Ob Herkunft, Aussehen, Geschlecht oder Religion als Auslöser, Schulen müssen alle Formen von Diskriminierung erkennen, thematisieren und bekämpfen, auch wenn sie von Lehrkräften ausgeht.

 

Digitale Kluft in Schulen verstärkt Ungleichheiten

 

Trotz des DigitalPakts Schule bleibt die Digitalisierung der Schulen uneinheitlich und meist rückständig, unabhängig vom Schultyp. Jugendliche wünschen sich mehr digitales Engagement von Lehrkräften. Oftmals haben sie das Gefühl, die Lehrkräfte seien gegenüber digitalen Möglichkeiten nicht genug aufgeschlossen.

Die Mehrheit der Schüler:innen beklagen mangelnde Vorbereitung auf die digitalen Anforderungen der Arbeitswelt. Ohne einheitliche Förderung der Digitalkompetenzen in Schulen bleiben Jugendliche weiter abhängig von individuellen Voraussetzungen wie Zugang, persönliche digitale Affinität oder digitale Kompetenzen im sozialen Umfeld.

Für eine Gesellschaft ist es wichtig, zu wissen, was junge Menschen bewegt. Dafür müssen diese selbst zu Wort kommen dürfen und ernstgenommen werden. 2021 haben Jugendliche uns als Deutsche Kinder- und Jugendstiftung beim “Takeover Bellevue” drei Themen mitgegeben, die ihnen auf dem Herzen liegen: Schule ist kein diskriminierungsfreier Ort, sie haben zu wenig Mitbestimmungsmöglichkeiten und Digitalisierung ist in Schule unzureichend angekommen. Die SINUS-Jugendstudie bestätigt dieses Bild. Wir nehmen das zum Anlass, die Themen, aufbauend auf unserer 30jährigen Erfahrung und gemeinsam mit unseren Bündnissen, weiter zu bearbeiten: Damit Schule der Ort wird, an dem alle gut lernen können.

Anne Rolvering

Geschäftsführerin der DKJS

Auftraggeber und Partner:innen

 

„Wie ticken Jugendliche?“ ist eine im Auftrag der Bundeszentrale für politische Bildung, der Arbeitsstelle für Jugendseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz, der BARMER, des Bunds der Deutschen Katholischen Jugend, des Deutschen Fußball-Bunds, der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung, der Deutschen Sportjugend und der DFL Stiftung durchgeführte Studie des SINUS-Instituts, Heidelberg/Berlin.

Die SINUS-Studie ist als gedrucktes Buch in der Schriftenreihe (Band-Nr. 11133, Bereitstellungspauschale 4,50 €) der Bundeszentrale für politische Bildung/bpb erschienen. Sie steht auch als ePub kostenfrei zum Download bereit.

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