Neue Erkenntnisse zur Professionalisierung der Schulaufsicht
Die dritte Teilstudie der Reihe „BeSa – Beratende Schulaufsicht“ liefert erstmals eine gesamtdeutsche Perspektive auf die Beratungsarbeit der Schulaufsicht.
05.06.2025
Die Studie „Die Strukturqualität von Beratung und Perspektiven auf Standards für die Schulaufsicht“ (Abschlussbericht BeSa 2+) zeigt: Beratung ist längst zur zentralen Aufgabe geworden – doch es fehlt an systematischer Qualifizierung, klaren Standards und strukturellen Rahmenbedingungen. Die Publikation gibt Impulse für die Weiterentwicklung der Schulaufsicht.
Beratung als zentrale Aufgabe von Schulaufsicht
Mit der zunehmenden Eigenverantwortung von Schulen hat sich auch das Rollenverständnis der Schulaufsicht gewandelt: Weg von der reinen Kontrolle, hin zur beratenden Begleitung. Die Studie „Beratende Schulaufsicht“ (BeSa), durchgeführt im Rahmen des Programms LiGa – Lernen im Ganztag, untersucht diesen Wandel in drei Teilstudien. Der nun vorliegende Abschlussbericht BeSa 2+ erweitert die bisherigen Erkenntnisse um eine gesamtdeutsche Perspektive: 45 Mitarbeitende der Schulaufsicht aus zwölf Bundesländern wurden zu ihren Erfahrungen, Herausforderungen und Bedarfen in der Beratung befragt.
Die Ergebnisse zeigen deutlich: Die Beratungsfunktion ist heute zentraler Bestandteil der Schulaufsicht – doch vielerorts fehlt es an systematischer Qualifizierung, struktureller Unterstützung und verbindlichen Standards. Der Bericht liefert fundierte Einblicke und konkrete Empfehlungen für die Weiterentwicklung der Schulaufsicht als professionelle Beratungsinstanz.
Kernaussagen des Berichts
- Beratung ist Kernaufgabe: Rund 70 Prozent der Tätigkeiten von Schulaufsicht entfallen inzwischen auf Beratung und Unterstützung – ein deutlicher Paradigmenwechsel im Vergleich zur früheren Kontrollfunktion.
- Fehlende Qualifizierung: Viele Mitarbeitende der Schulaufsicht verfügen über keine spezifische Ausbildung zur Beratung. Fortbildungsangebote sind selten, nicht verpflichtend oder nicht auf die Praxis der Schulaufsicht zugeschnitten.
- Hoher Bedarf an Standards: Zwei Drittel der Befragten befürworten die Einführung bundesweiter Standards für die Schulaufsicht. Sie wünschen sich mehr Orientierung, Vergleichbarkeit und Professionalisierung.
- Strukturelle Herausforderungen: Zeitmangel, hohe Betreuungsschlüssel und unklare Zuständigkeiten erschweren qualitätsvolle Beratung. Kollegialer Austausch und Kooperation mit externen Partner:innen werden als zentrale Ressourcen genannt.
Zentrale Handlungsempfehlungen aus der BeSa 2+-Studie
1. Systematische Qualifizierung der Schulaufsicht stärken
- Es besteht ein deutlicher Mangel an spezifischer Ausbildung für die Beratungstätigkeit.
- Empfohlen wird die Entwicklung verbindlicher Qualifizierungsmaßnahmen für neue Mitarbeitende der Schulaufsicht.
- Zusätzlich sollten berufsbegleitende Fortbildungen angeboten werden, die auf die besonderen Anforderungen der Schulaufsicht zugeschnitten sind (z. B. systemische Beratung, datengestützte Schulentwicklung, Gesprächsführung in herausfordernden Kontexten).
2. Beratungsstandards entwickeln und bundesweit anschlussfähig machen
- Die Mehrheit der Befragten befürwortet bundesweite Standards für die Schulaufsicht.
- Diese sollten:
- eine Orientierungsfunktion für die Praxis bieten,
- die Qualitätssicherung und Reflexion der eigenen Arbeit ermöglichen,
- und die Professionalisierung der Schulaufsicht unterstützen.
- Standards sollten nicht isoliert eingeführt, sondern mit konkreten Umsetzungsmaßnahmen (z. B. Fortbildungen, Feedbacksysteme) verknüpft werden.
3. Strukturelle Rahmenbedingungen verbessern
- Beratungsqualität leidet unter Zeitmangel, hoher Schulanzahl pro Person und unzureichender Unterstützung.
- Empfohlen wird:
- die Einführung eines realistischen Betreuungsschlüssels (z. B. max. Anzahl betreuter Schulen pro Schulaufsicht),
- die Entlastung von Verwaltungsaufgaben,
- und die Stärkung kollegialer Austauschformate (z. B. Supervision, kollegiale Fallberatung).
4. Rolle der Schulaufsicht im Mehrebenensystem klären
- Die Schulaufsicht befindet sich oft in einer „Sandwich-Position“ zwischen Ministerium und Schule.
- Es braucht eine klare Aufgabenbeschreibung und kommunizierte Zuständigkeiten, um Rollenkonflikte zu vermeiden.
- Ein gemeinsam entwickeltes Leitbild kann helfen, Erwartungen zu klären und die Position der Schulaufsicht zu stärken.
5. Beratungspraxis professionalisieren
- Viele Schulaufsichten arbeiten mit selbst entwickelten Methoden – oft ohne theoretische Fundierung.
- Es braucht:
- Zugang zu erprobten Beratungsansätzen (z. B. systemische Beratung),
- Methodentrainings (z. B.Gesprächsstrukturierung, Visualisierungstechniken),
- und Hilfsmittel (z. B. Gesprächsleitfäden, Zielvereinbarungsformate), die auf die Praxis zugeschnitten sind.
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