Statement der DKJS zu den Ergebnissen der jüngsten PISA-Studie
Berlin, 6. Dezember 2023 – Und wieder attestiert die PISA-Studie der Bundesrepublik Deutschland ein mangelhaftes Bildungssystem, in dem der Lernerfolg von Kindern und Jugendlichen stark von ihrer sozio-ökonomischen Lage abhängig ist. PISA-Koordinator Prof. Andreas Schleicher sieht die Gründe für das erneut schlechte Abschneiden Deutschlands in mangelnder Reformbereitschaft und einer erdrückenden Bürokratie- und Vorgabenfülle. Dabei könne man vor Ort viel mehr verändern, als man glaubt.
Anna Davis, Expertin für die Schulprogramme der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung: Wir plädieren für mehr Mut zu Veränderungen. Bildungsreformen sind umsetzbar, auch wenn meist zuerst darauf geschaut wird, was alles nicht geht. Aber nach dem PISA-Schock 2003 ist es gelungen, den Bund-Länder-Konflikt für ein gemeinsames Reformvorhaben für einen Moment auszuhebeln. Es entstand ein bundesweites Ganztagsschulprogramm, das den Ausbau der Ganztagsschullandschaft in Deutschland qualitativ unterstützt hat. Nach anfänglichem Zögern beteiligten sich alle Bundesländer und arbeiteten über Ländergrenzen hinweg zusammen, um gute Ideen für eine erfolgreiche Ganztagsbildung in die Breite zu bringen. Die Strukturen tragen zum Teil auch noch nach 20 Jahren und das Thema ist aktueller denn je.
Gemeinsame Bildungsvision von Bund und Ländern entwickeln
Schnell ging es nicht, aber wir haben nun immerhin einen bundesweiten Rechtsanspruch auf eine ganztägige Förderung und Betreuung, der 2026 in Kraft treten wird. Gut wäre, wenn es heute gelänge, wieder gemeinsam an einem Ziel zu arbeiten: dass es ein Ganztag wird, der vor allem Bildungsbenachteiligung abbaut.
Mitwirkung von Kindern und Jugendlichen ist zentral – mehr denn je
Das gelingt nur, wenn man Schüler:innen mitbestimmen lässt. Mitwirkung und Motivation hängen eng zusammen, wie unsere Erfahrungen aus zahlreichen Mitwirkungsprogrammen zeigen. An jeder Schule muss die Mitwirkung der Kinder und Jugendlichen selbstverständlich sein und so gefördert werden, dass sich auch die beteiligen, die sonst meist am Rand bleiben.
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Steuerungsebene mitnehmen
Gleichzeitig braucht es mehr Zusammenarbeit der Steuerungsebenen. Das anzustoßen war z. B. Ziel von www.lernen-im-ganztag.de. Hier geht es um Austausch von Schulleitungen und Schulaufsichten über Bundesländergrenzen hinweg. Teil des Programms waren gemeinsame Lernreisen in Länder wie Kanada, Finnland und die Schweiz mit dem Fokus auf datengestütztes Steuern, praktische Anregungen und Veränderungen auf kurzen Wegen.
Schulen im Umgang mit Diversität stärken
Wenn sich aber der Bildungserfolg loslösen soll von der sozialen Herkunft, dann müssen Schulen Ressourcen erhalten, flexibel auf Herausforderungen in ihrer Bildungslandschaft zu reagieren. Und lernen, sensibel und ohne defizitären Blick mit Besonderheiten ihrer Schüler:innen umzugehen. Diversität ist gesellschaftliche Realität und keine Ausnahme. Schulen müssen dafür – wie viele Unternehmen – auch strukturelle Veränderungen und Organisationsentwicklungsprozesse anstoßen können. Nur so kann eine Bildungslandschaft entstehen, die, statt zugeschriebene Defizite nur punktuell auszugleichen, alle Schüler:innen nachhaltig und effektiv in ihren Fähigkeiten und Bedürfnissen wahrnimmt und fördert, ohne Lehrkräfte und Fachkräfte zu überfordern.
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