Pressemitteilung

Internationaler Kindertag 2025. Teilhabeatlas Kinder und Jugendliche: Recht auf Beteiligung vielerorts nicht umgesetzt

28.05.2025

Berlin

  • „Es wurden neue Spielplätze bei den neuen Wohnungen gebaut. Die sind schick und teuer. Dann kommt aber ein Zaun. Und auf der anderen Seite sind wir – da wird nix gemacht.“ (Jugendlicher, Segeberg)

 

  • „Wir sind nicht dafür da, den Politikern hinterher zu rennen. Die sollten hinter uns herrennen!“
    (Jugendbeirätin, Potsdam-Mittelmark)

 

Berlin, 28.05.2025 Der kürzlich vom Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung, der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung und der Wüstenrot Stiftung veröffentlichte „Teilhabeatlas Kinder und Jugendliche“ zeigt:

 

Die Teilhabemöglichkeiten für junge Menschen in Deutschland sind regional sehr ungleich verteilt

Die interaktiven Karten zeigen, wie die 400 Kreise und kreisfreien Städte im Hinblick auf verschiedene Teilhabedimensionen aufgestellt sind. Hier finden Sie auch zu ihrer Region die Daten: http://www.teilhabeatlas.org  

 

Junge Menschen wollen mehr mitsprechen und mitbestimmen

Weitere zentrale Erkenntnisse sind:
Kinder und Jugendliche sind in der Minderheit, in manchen Regionen ist nur jede fünfte Person unter 25 Jahre alt.
Junge Menschen wollen sich beteiligen und haben Ideen, wie sie ihre Umgebung besser gestalten können. Sie haben jedoch häufig das Gefühl, nicht ernst genommen zu werden.
Es fehlt an echten Beteiligungsformaten, die ihnen Mitsprache und Mitbestimmung auf Augenhöhe ermöglichen.

 

Unabhängig von Regionen und individuellem Lebensumfeld formulieren Kinder und Jugendliche drei Bedarfe für gelingende Teilhabe:

  • Vielfältige Freizeitmöglichkeiten, die ihnen Raum für Gestaltung geben (klassische Angebote aber auch Orte, an denen sie unter sich sein können) sowie die Erschließung öffentlicher Räume
  • Selbstbestimmung (d.h. dass sie unabhängig von der Unterstützung ihrer Eltern agieren können),
  • Beteiligungsmöglichkeiten (Mitsprache und Mitbestimmung an Entscheidungen, die sie selbst betreffen).

 

Handlungsempfehlungen für gelingende, gleichberechtigte junge Teilhabe

 

„Es gehört zu den grundlegenden Versprechen der Politik, Kindern und Jugendlichen ein Umfeld zu schaffen, das ihnen Chancengleichheit und gesellschaftliche Teilhabe ermöglicht. Teilhabe bedeutet, gleichberechtigt und selbstbestimmt am gesellschaftlichen Leben teilnehmen zu können – ein unverzichtbares Recht, damit junge Menschen sich frei entfalten können.“ Johanna Okroi, Referentin für Wirkung und Entwicklung bei der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung

 

Um Veränderungen anzustoßen, formuliert das Forschungsteam konkrete Handlungsempfehlungen:

 

  • Beteiligung: Schulen zu Orten echter Beteiligung machen, Junge Menschen in kommunale Entscheidungen einbeziehen (z.B. zur Stadtplanung) und Einbindung in Landes- und Bundespolitische Entscheidungen insbesondere zu den Themen Bildung, Klimapolitik und Soziale Gerechtigkeit.
  • Selbstbestimmung: Kinder und Jugendliche wollen selbstbestimmt sein – also unabhängig von der Unterstützung ihrer Eltern agieren können. Dafür brauchen sie 1) kostenlose Freizeitangebote
    2) einen gut ausgebauten öffentlichen Personennahverkehr sowie gute Fuß- & Fahrradwege und 3) ein Gefühl von Sicherheit. Nur so können sich junge Menschen frei an ihrem Wohnort bewegen.
  • Freizeitmöglichkeiten: Junge Menschen wollen Räume, an denen sie ihre Freizeit selbst gestalten und auch mal unter sich sein können. Freizeittreffs können diese Bedarfe gut abbilden. Dafür müssen sie finanziell unterstützt werden und sich als Orte der Selbstbestimmung und Vielfalt etablieren.
    Öffentliche Räume sollten für junge Menschen besser erschließbar werden. Sie fühlen sich zum Teil an ihren Wohnorten unerwünscht – z.B. durch Zäune, Konflikte mit Anwohner:innen und der Polizei.
  • Bildung: Es gibt große regionale Unterschiede in den Bildungschancen junger Menschen in Deutschland. Gezielte Investitionen in Bildungsorte und Regionen, in denen junge Menschen mit geringen Teilhabechancen leben, können Gleichberechtigung schaffen.

 

Die Kernergebnisse des Forschungsprojekts sowie den Überblick über die statistischen Daten zur Teilhabe junger Menschen in den einzelnen Landkreisen finden Sie im Online-Tool zum Teilhabeatlas www.teilhabeatlas.org

 

Für Interviewanfragen oder weitere Informationen wenden Sie sich gerne an: Anne Wagner, anne.wagner@dkjs.de,
Tel.: 030 257 676 856 oder 0151 505 482 51

 

Jedem Kind ein Hier, ein Jetzt und eine Zukunft. Die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) setzt sich ein für mehr Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit für Kinder und Jugendliche. Dafür bringt die DKJS Akteure aus Bildung, Politik und Zivilgesellschaft zusammen und entwickelt mit ihnen wirksame Lösungen auf aktuelle Herausforderungen im Bildungssystem. Mehr Informationen finden Sie unter www.dkjs.de.

 

Das Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung ist ein unabhängiger Thinktank, der sich mit Fragen regionaler und globaler demografischer Veränderungen beschäftigt. Das Institut wurde 2000 als gemeinnützige Stiftung gegründet und hat die Aufgabe, das Bewusstsein für den demografischen Wandel zu schärfen, nachhaltige Entwicklung zu fördern, neue Ideen in die Politik einzubringen und Konzepte zur Lösung demografischer und entwicklungspolitischer Probleme zu erarbeiten. In seinen Studien, Diskussions- und Hintergrundpapieren bereitet das Berlin-Institut wissenschaftliche Informationen für den politischen Entscheidungsprozess auf. www.berlin-institut.org.

 

Die Wüstenrot Stiftung kümmert sich um materielles und immaterielles kulturelles Erbe. Gleichzeitig sucht sie nach Wegen, wie sich unser Gemeinwesen den vielfältigen Herausforderungen der Zukunft stellen kann. Dabei betrachtet sie kulturelles Erbe als Ausgangs- und oft auch als Orientierungspunkt. Ihr Ziel ist es, durch die Entwicklung und Verbreitung praxisorientierter Modelle Anstöße zu geben und über ihr eigenes Handeln hinaus positive Veränderungen zu bewirken.  In ihren Themengebieten Denkmale, Zukunftsfragen, Stadt & Land, Literatur, Kunst & Kultur und Bildung konzipiert und realisiert sie eigene Projekte und fördert die Ideen und Vorhaben anderer gemeinnütziger Institutionen. Weitere Informationen finden Sie unter: www.wuestenrot-stiftung.de.

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