D21-Digital-Index: „Wie digital ist unser Bildungssystem?“
05.07.2024
Alle Bundesländer
- Die Initiative D21 veröffentlicht Digital-Index 2022/2023 u.a. mit der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) als Premiumpartnerin.
- Jungen Menschen fehlen wichtige Digitalkompetenzen, wenn sie die Schule verlassen.
- Frank Hinte, Julia Heidinger und Dr. Aljoscha Burchardt diskutierten im Live-Talk über die Ergebnisse des D21-Digital-Index und die Entwicklung des Bildungssystems.
- Es fehlen Voraussetzungen wie stigmatisierungsfreie Formen der Ansprache und Begleitung, um Mädchen und junge Frauen für Digital- und Technikberufe zu begeistern.
Berlin, 20. Februar 2023. Gestern erschien der aktuelle D21-Digital-Index, mit dem die Initiative D21 ein umfassendes Lagebild zur digitalen Gesellschaft in Deutschland gibt. Die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung legte als Premiumpartnerin der Veröffentlichung den Fokus auf die Digitalisierung im Bildungssystem.
Anlässlich der Veröffentlichung lud die DKJS Expert:innen zu einem Live Audio-Talk auf LinkedIn ein. Frank Hinte (Geschäftsführer der DKJS) diskutierte mit Julia Heidinger (Frontend Developerin und Mitgründerin des Social Developers Club) und Dr. Aljoscha Burchardt (Principal Researcher, Research Fellow und stellvertretender Standortsprecher des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI GmbH) in Berlin) über die Zukunft der digitalen Bildung in Deutschland. Über 40 Teilnehmende tauschten sich aus zu der Frage „Wie digital ist unser Bildungssystem?“.
„Das Bildungssystem muss sich bewegen“
Julia Heidinger und Dr. Aljoscha Burchard sind sich einig: Es gibt mit Blick auf die Digitalisierung Handlungsbedarf im deutschen Bildungssystem. Damit bestätigen sie auch die Ergebnisse des aktuellen D21-Digital-Index.
Beim Verlassen der Schule fehlen vielen Kindern und Jugendlichen noch immer wichtige Digitalkompetenzen. Dies erschwert die Anschlussfähigkeit auf dem Arbeitsmarkt im internationalen Vergleich. „Interessant finde ich, dass anscheinend immer noch diskutiert wird, ob man digitalisieren soll und nicht vielmehr die Frage im Vordergrund steht, wie man digitalisieren möchte“, sagt Dr. Aljoscha Burchardt. Er kann sich Künstliche Intelligenz, wie aktuell ChatGPT und Learning Analytics Systeme durchaus als realistische Unterstützungen für den Schulunterricht vorstellen.
Julia Heidinger setzt sich mit dem Social Developers Club dafür ein, Barrieren im Techbereich zu verringern. Für die Landesinitiative „Frauen in MINT-Berufen“ engagiert sie sich zudem als Botschafterin des Filmwettbewerbs „Girls change IT“ mit dem Ziel, jungen Menschen Lust auf MINT-Themen zu machen. Aus ihrer Sicht brauche es mehr Zeit, Freiräume und auch Budgets für Lehrkräfte, um sich individuell und mit Blick auf Digitalisierungsschritte weiterzubilden.
Das Vertrauen der Bevölkerung in die Schulen sinkt in Bezug auf digitale Bildung
Der Bildungsbereich in Deutschland steht durch die Digitalisierung vor großen Herausforderungen, die insbesondere durch die Covid-19-Pandemie verdeutlicht wurden. Der Lehrkräftemangel und der marode Zustand vieler Schulgebäude verschärfen die Situation zusätzlich. Dabei bildet zukunftsfeste digitale Bildung – in der schulischen oder beruflichen Ausbildung oder auch in der Fort- und Weiterbildung – einen zentralen Baustein, um den Wohlstand im Land durch gut ausgebildete Arbeitskräfte sowie Teilhabe aller Menschen durch Beschäftigung zu sichern.
Laut aktuellem D21-Digital-Index glauben nur 31 Prozent der Bürger:innen, dass Schulen die nötigen digitalen Fähigkeiten vermitteln, um im internationalen Vergleich mithalten zu können. Gleichzeitig ist 80 Prozent der Berufstätigen klar, dass Menschen ohne Grundkenntnisse der Digitalisierung kaum noch Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben.
Mädchen und Frauen sollten mehr für die Arbeit in der Digitalität begeistert werden
Frank Hinte betont zudem: „Ein deutlich größeres Augenmerk sollte zukünftig Schülerinnen und jungen Frauen gelten! Für sie fehlen nicht nur Vorbilder, Zugänge und Inspirationsquellen, sondern in der Breite noch stigmatisierungsfreie Formen der Ansprache und Begleitung. Hier schlummert ein großes, aber noch ungenutztes Potenzial für erfolgreiche Wertschöpfungsprozesse.“
Für diese Gruppe bietet die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung bereits diverse Programme an, zum Beispiel bildung.digital, Wir stärken Mädchen und Technovation Girls Germany, in dem sich auch Julia Heidinger bereits für die Teilnehmerinnen engagierte. Jedoch seien die Ressourcen in der Mädchenförderung begrenzt und der gesamte Bildungsbereich weiterhin auf Vernetzung und Unterstützung angewiesen.
Über die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung
Die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) setzt sich dafür ein, dass junge Menschen in unserem Land gut aufwachsen können. Dafür stößt sie Veränderungsprozesse an: in Kindergärten und Schulen, beim Übergang in den Beruf, in der Familien- oder lokalen Jugendpolitik.
Schulen, Kindertagesstätten, Vereine und Initiativen müssen die Digitalisierung der Gesellschaft gestalten. Noch immer sind Kinder und Jugendliche nur Mittelmaß im Anwenden digitaler Kompetenzen. Dabei stehen der digitale Wandel und die Vermittlung von Zukunftskompetenzen in einem unmittelbaren Zusammenhang. Viele kognitiven Leistungen werden von Maschinen übernommen, womit Zukunftskompetenzen wie Kreativität, Kommunikation, kritisches Denken, Charisma und Coolness immer wichtiger werden. Durch diese Fähigkeiten ist gewährleistet, dass Kinder und Jugendliche umfänglich an der jetzigen und zukünftigen Gesellschaft partizipieren können.
Über den D21-Digital-Index
Der D21-Digital-Index liefert seit 2013 jährlich ein umfassendes Lagebild zur digitalen Gesellschaft in Deutschland. Auf empirischer Grundlage zeigt die Studie auf, wie die Gesellschaft durch Digitalisierung angestoßene Veränderungen adaptiert und wie gut sie für zukünftige Herausforderungen gewappnet ist.
In diesem Jahr stehen Themen der digitalen Lebenswelt der Bürger:innen wie digitale Kompetenzen und Teilhabe an digitaler Wertschöpfung im Fokus. Dazu wurden im Rahmen einer repräsentativen Umfrage zwischen August 2021 und Juli 2022 Bürger:innen ab 14 Jahren befragt. Die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) konnte als Premiumpartnerin eigene Schwerpunkte in der Studie setzen. Die gesamte Befragung sowie Bildmaterial sind hier einsehbar.
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Lena Thieme