Der „Teilhabeatlas Kinder und Jugendliche” ist da
Am 12. Mai 2025 wurde der Teilhabeatlas veröffentlicht. Er zeigt, wie ungleich die Teilhabemöglichkeiten von Kindern und Jugendlichen in Deutschland verteilt sind und benennt, was junge Menschen brauchen.
09.05.2025

© Grafik: Susann Massute und Jörg Scholz
Wie steht es aktuell um die Chancengleichheit und Teilhabe junger Menschen in Deutschland? Der Teilhabeatlas zeigt Ungleichheiten und Bedarfe.
Für die aktuelle Studie des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung, erstmals ausgerichtet auf Kinder und Jugendliche in Zusammenarbeit mit der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) sowie der Wüstenrot Stiftung, wurden Indikatoren definiert und Daten ausgewertet: etwa zur Kinderarmut, zur Schulabbrecherquote sowie zu Querschnittsindikatoren wie der Lebenserwartung. Auch die Erreichbarkeit von Bushaltestellen, Grundschulen oder Kinderarztpraxen floss in die Analyse ein.
Doch Teilhabe lässt sich nicht allein an Zahlen messen. Entscheidend ist auch, wie Kinder und Jugendliche ihre Lebenssituation selbst bewerten: Was schätzen sie an ihrem Umfeld? Was fehlt ihnen? Wofür engagieren sie sich?
Um diesen subjektiven Erfahrungen nachzugehen, hat das Berlin-Institut mit fachlicher Beratung der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung acht Kreise und kreisfreie Städte besucht. Vor Ort sprach das Forschungsteam mit Kindern und Jugendlichen, erkundete gemeinsam mit ihnen ihr Umfeld und befragte auch Sozialarbeiter:innen, Lehrer:innen sowie Mitarbeitende der Jugendämter und Kommunalpolitik.
Was wünschen sich junge Menschen?
Junge Menschen wollen sich beteiligen, und sie haben Ideen, wie sie ihre Umgebung besser gestalten können. Sie haben jedoch häufig das Gefühl, nicht ernst genommen zu werden. Es fehlt oft an echten Beteiligungsformaten, die ihnen Mitsprache und Mitbestimmung auf Augenhöhe ermöglichen.
Kurz zusammengefasst sind es drei Punkte, auf die die Befragten an ihren sehr unterschiedlichen Lebensorten alle gleichermaßen Wert legen. Sie wünschen sich:
- Vielfältige Freizeitmöglichkeiten, die ihnen Raum für Gestaltung geben (klassische Angebote aber auch Orte, an denen sie unter sich sein können)
- Selbstbestimmung (d.h. dass sie unabhängig von der Unterstützung ihrer Eltern agieren können)
- Beteiligungsmöglichkeiten (Mitsprache und Mitbestimmung an Entscheidungen, die sie selbst betreffen)
Unsere Handlungsempfehlungen
Aus den Ergebnissen des Teilhabeatlas leiten wir folgende Handlungsempfehlungen ab:
- Beteiligung: Junge Menschen sind in der Minderheit, in manchen Regionen ist nur jede fünfte Person unter 25 Jahre alt. Daher ist es wichtig, dass wir uns aktiv für die Interessen von Kindern und Jugendlichen einsetzen. Das können wir am besten tun, indem wir junge Menschen in Entscheidungen einbeziehen. Kinder und Jugendliche sollen mitsprechen und mitbestimmen – sei es in der Schule, der Kommune oder bei Landes- und bundespolitischen Entscheidungen. Insbesondere wenn es um Bildung, Klimapolitik und Soziale Gerechtigkeit geht. Wir als Deutsche Kinder- und Jugendstiftung setzen und daher für die Beteiligung junger Menschen ein.
- Selbstbestimmung: Für ein selbstbestimmtes Leben müssen junge Menschen unabhängig von der Unterstützung ihrer Eltern agieren können. Dafür brauchen sie 1. kostenlose Angebote, 2. einen gut ausgebauten öffentlichen Personennahverkehr sowie gute Fuß- & Fahrradwege und 3. ein Gefühl von Sicherheit. Nur so können sich junge Menschen frei an ihrem Wohnort bewegen.
- Freizeitmöglichkeiten: Junge Menschen wollen Räume, in denen sie ihre Freizeit selbst gestalten und auch mal unter sich sein können. Jugendtreffs können das gut abbilden und sprechen junge Menschen aus sozial schwierigen Lagen besonders gut an. Wir empfehlen daher Freizeittreffs finanziell zu unterstützen und als Orte der Selbstbestimmung und Vielfalt zu etablieren.
- Bildung: Unsere Studie zeigt: Es gibt große regionale Unterschiede in den Bildungschancen junger Menschen in Deutschland. Daher empfehlen wir, gezielt in Bildungsorte und Regionen zu investieren, in denen junge Menschen mit geringen Teilhabechancen leben.
- Öffentliche Räume: Wir sollten öffentliche Räume für junge Menschen besser erschließbar machen. Sie fühlen sich zum Teil an ihren Wohnorten unerwünscht – z. B. durch Zäune, Konflikte mit Anwohner:innen und der Polizei.
Zum Download
Einladung zur Diskussion: VoiceUp! im Gespräch
Wir laden Sie herzlich ein, die Ergebnisse mit uns in einer Online-Veranstaltung im Rahmen unseres Programms VoiceUp! zu diskutieren.
VoiceUp! im Gespräch zum Teilhabeatlas
2. Juni 2025 | 12:30–13:30 Uhr | digital
Anmeldung hier
Im Gespräch zum Teilhabeatlas auf dem Deutschen Jugendhilfetag in Leipzig
Am 14. Mai 2025 um 17:15 Uhr ist die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung außerdem auch auf dem Deutschen Jugendhilfetag (DJHT) in Leipzig im Gespräch zum Teilhabeatlas. Auf dem Podium gehen Peggy Eckert, DKJS-Expertin für Kinder- und Jugendbeteiligung und Johanna Okroi, DKJS-Referentin Wirkung und Evaluation, mit jungen Mitgliedern des VoiceUp!-Jugendnetzwerks zu den Ergebnissen ins Gespräch.
Deutscher Jugendhilfetag (DJHT)
Bestandsaufnahme: Wie steht es um die Teilhabe von Kindern und Jugendlichen in Deutschland?
14. Mai 2025 | 17:15–18:45 Uhr | Messeforum
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