02.03.2015 · Aktuelles

„Ein Navi für das kommunale Bildungsmanagement“

Moderatorin

© dkjs/ P. Chiussi

Plenum beim Auftakt der Transferagentur

© dkjs/ P. Chiussi

Dr. Franziska Giffey war auch am Nachmittag dabei.

Strukturwandel, Flüchtlinge, knappe Ressourcen – das sind nur einige der Herausforderungen, vor denen deutsche Großstädte derzeit stehen. Auf der Suche nach Lösungsmöglichkeiten und Strategien entdecken immer mehr Kommunen das Potential, das in Bildung steckt. Mal als Rettung aus der Misere, mal als Standortfaktor. Das Querschnittsthema ist jedoch nicht einfach zu bewegen -- allzu oft stoßen motivierte Menschen und Institutionen in den Verwaltungen genau dort an Zuständigkeitsgrenzen, wo gemeinsame Verantwortung der effektivere Weg wäre.

Transferagenturen als Navigationshilfe auf dem Weg zum kommunalen Bildungsmanagement

Die Transferagenturen für Großstädte der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) treten an, Kommunen ab 250.000 Einwohnern dabei zu unterstützen, ihr Bildungsmanagement strategisch weiterzuentwickeln. Die TAG ist Teil der „Transferinitiative Kommunales Bildungsmanagement“ und wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziert. Mit Angeboten wie Fortbildungen, Coaching, Fachtagungen und einem praxisorientierten Großstadtnetzwerk wird sie interessierte Kommunen begleiten und unterstützen. Am 24. Februar war Auftakt. 120 Akteure aus kommunaler Verwaltung, Politik, Wissenschaft, Stiftungen und Zivilgesellschaft trafen sich in Berlin.

Bildung als Standortfaktor

Ausgangspunkt: die Praxis. Die Veranstaltung beginnt auf dem Campus der Rütli-Schule im Neuköllner Reuterkiez. „Schule kann es nicht alleine schaffen“, leitet Dr. Franziska Giffey, Bezirksstadträtin für Bildung, Schule, Kultur und Sport, die Veranstaltung ein. Die künftige Bezirksbürgermeisterin weist darauf hin, aus welcher Not die guten Ideen am Campus Rütli geboren wurden: Im Jahr 2006 hatte das Lehrerkollegium der Hauptschule einen verzweifelten Brandbrief an den Senat schrieben. Seitdem hat sich hier viel getan: Jugendhilfe, Kitas, Schule, Sozialhilfe, Zivilgesellschaft – sie alle arbeiten an diesem Standort mittlerweile Hand in Hand, damit die „biografiebegleitende Förderkette“ nicht abreißt. Die Rütlischule hat sich von Grund auf verändert, sie ist ein kultureller Mittelpunkt im Stadtteil geworden. Das ist ganz nach dem Geschmack von Uli Hellweg, Geschäftsführer der IBA Hamburg (Internationale Bauaustellung Hamburg): „Bildungsorte entstehen durch Netzwerke! Es geht da nicht um Top Down oder Bottom Up, wenn man so etwas initiieren will. Sondern um ‚Outside In‘. Dazugehören ist der Schlüssel!“

„Stadt ist nie fertig“

Unter dem Motto bildung urban. städte gestalten zukunft geht es weiter in die Kalkscheune nach Mitte. Klaus Hebborn, Beigeordneter des Deutschen Städtetages betont in seiner Rede: „Ohne engagierte Einzelpersonen geht es nicht.“ Aber er ergänzt: „Es ist wichtig, dass wir institutionelle Zusammenarbeit so installieren, dass Kooperationen nicht dann aufhören, wenn der betreffende Kollege die Stelle wechselt.“ Die Transferagentur sieht Hebborn als einen „Dienstleister, der gemeinsam mit den Kommunen Konzepte entwickelt.“

Kommunen stärken

Ansgar Wimmer vom Sprecherkreis des Nationalen Stiftungsverbundes „Lernen vor Ort“ beschreibt es so: „Bildung vernetzen ist eine ähnlich einfache Aufgabe wie am Strand fegen. Die Zivilgesellschaft in Großstädten formiert sich, aber sie ist absolut unübersichtlich. Die Transferagentur kann da wirken wie ein Navi – indem sie orientiert, und direkte Verbindungen schafft zwischen guten Ideen.

Versuch mach klug - durch Austausch auf gute Ideen kommen

Schon beim Auftakt wurde direkt zum inhaltlichen Arbeiten eingeladen. In vier Foren beschäftigten sich die Teilnehmer je nach Bedarf und Interesse mit Handlungsansätzen für kommunales Bildungsmanagement. Anhand konkreter Problemlagen wurde in Foren zu verschiedenen Themen debattiert: Diversität und Migration, Bildungsmonitoring, Stadtentwicklung sowie Kooperation zwischen Kommune und Stiftung. Es ging z.B. um Fragen wie „Wie lassen sich Flüchtlinge ins Bildungssystem integrieren?“ oder „Wie kann man einen Bildungsbericht politisch nutzen?“.

Heike Kahl, Geschäftsführerin der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung, betonte in ihrem Schlusswort, dass der Transfer zwischen den Großstädten, den die Transferagentur leisten will, mehr sei, als Wissen von einem Eimer in den nächsten zu kippen. „Es geht um Prozesse, um eine Haltung. Wenn dabei Logiken aufeinanderprallen, dann ist das gut – der Diskurs erweitert die Möglichkeiten.“ Das weiß auch Stadtplaner Uli Hellweg: „Die Sprache der anderen lernt man, in dem man gemeinsam arbeitet und Projekte macht. Das ist der Schlüssel.“